Unerhörte späte Gespräche
Spät in der Nacht, als das Haus in Dunkelheit getaucht war, hörte ich ein leises Murmeln aus Nicoles Zimmer. Ihre Stimme klang ungewohnt angespannt – ein Ton, der mich aufhorchen ließ. Ich schlich leise den Flur entlang, bis ich vor ihrer Tür stand. Durch das gedämpfte Flüstern konnte ich keine Worte verstehen, doch ihre Energie verriet mir genug: Das war kein gewöhnliches Gespräch unter Freunden. Etwas an der Art, wie sie sprach – hastig, konzentriert, fast konspirativ – ließ mir die Haare im Nacken aufstehen. Ich presste das Ohr an die Tür, hin- und hergerissen zwischen Sorge und Schuld, und fragte mich, ob ich gerade dabei war, eine Wahrheit zu belauschen, die ich lieber nicht kennen wollte.

Unerhörte Späte Gespräche
Eine unsichtbare Seite
Was ich durch die Tür hörte, war keine harmlose Teenagerplauderei über Schule oder Freunde. Nicoles Stimme klang anders – ernster, entschlossener, fast erwachsen. Es war, als würde sie eine Seite zeigen, die sie mir völlig verborgen hielt. Sie sprach mit einer Leidenschaft, die ich lange nicht mehr an ihr gesehen hatte, und doch spürte ich eine unheimliche Distanz darin, etwas, das sich kalt und kontrolliert anfühlte. Ich fragte mich, wer oder was diese Veränderung ausgelöst hatte. War es jemand, der sie beeinflusste? Oder etwas, das sie hineinzog in eine Welt, die für sie zu groß war? Der Gedanke, dass ich meine Tochter vielleicht gar nicht mehr kannte, ließ mich kaum atmen.

Eine Unsichtbare Seite